schon ein ältlicher Knabe und solltest froh sein, wenn du noch eine 28-jährige bekommst. Sie war übrigens dreimal verlobt, ich habe aber diese drei Männer zu mir geholt, bevor sie Brigitta heiraten konnten." Ich fragte den Lieben Gott nicht, warum er Brigitta ihre Verlobten weggenommen hatte, denn es stand mir nicht zu, seinen göttlichen Ratschluss zu hinterfragen. „Und überhaupt", fuhr der Liebe Gott fort, habe ich dir diesen Wunsch nur erfüllt, weil ich erstens dieses Experiment ansehen wollte und zweitens, weil du dir im Leben nichts oder doch nichts erhebliches hast zuschulden kommen lassen." „Lieber Gott", entgegnete ich, „natürlich bin ich glücklich über meine Zukunft mit einer so jungen Frau und das mit der Achtzehnjährigen war doch nur scherzhaft gemeint. Ich habe nämlich oft genug die Heirats- und Kontaktanzeigen in der Zeitung gelesen und festgestellt, dass die Frauen heutzutage seltsame Vorstellungen haben. Die Fünfzigjährigen suchen einen, der gerade mal auch fünfzig ist, lieber wäre ihnen aber einer, der fünf oder zehn Jahre jünger ist. Es wäre mir demnach nichts anderes übriggeblieben, als mich im Altenheim nach einer Frau umzusehen. Was mein bisheriges Leben betrifft, meine ich auch, dass ich mir kaum etwas zuschulden habe kommen lassen. Gewiss habe ich einigen Kunden ein paar Stunden mehr auf die Rechnung gesetzt, als ich tatsächlich gearbeitet habe und die paar Kröten, die ich dem Finanzamt verschwiegen habe, führten nicht gerade zum Untergang der Nation. Ansonsten habe ich niemals jemandem den Schädel eingeschlagen, um an sein Geld oder seine Frau zu kommen." „Ich weiß, da gibt es viele, die das Finanzamt und damit das Volk um Millionen betrogen haben, und die werde ich mir alle einzeln vorknöpfen. Sie bekommen alle für längere Zeit kein Manna." „Auch kein Bier?" „Bier gibt es keins im Himmel." Ich überlegte kurz, ob ich dann da überhaupt hin wollte. „Noch etwas, Lieber Gott," fuhr ich mit meinen Recherchen fort, „hast Du diese Frau denn darauf vorbereitet, was auf sie zukommt, weiß sie, was sie hier erwartet, und was hast Du ihr von mir erzählt?" „Nun, da kann ich dich beruhigen", entgegnete er, „sie weiß recht gut Bescheid. Ich habe ihr gesagt, dass ich sie in eine neue Zeit versetzen werde und dass es dort sehr vieles geben wird, was sie nicht kennt. Ich habe sie auch gefragt, ob sie das überhaupt will, denn ich überließ dies ihrer freien Entscheidung. Sie hat aber gesagt, die Sauermilch und das gedörrte Seehundfleisch hingen ihr ohnehin längst zum Hals heraus und sie freue sich auf diese neue Welt. Auch habe ich nicht vergessen, ihr die Deutsche Sprache einzuhauchen, damit ihr euch verständigen könnt. Ich habe ihr aber nicht allen Unsinn deiner Zeit beigebracht und was eine Geschirrspülmaschine oder ein Computer ist, das musst du ihr schon selbst beibringen, erstens interessiert mich dieses Zeug nicht und überhaupt kenne ich mich da manchmal selbst nicht mehr aus. Was dich betrifft, habe ich ihr natürlich gesagt, wie alt du bist und sie bekam einen gehörigen Schrecken. Ich sagte ihr aber, dass die Menschen in der Neuen Zeit viel älter werden als zu der ihrigen und du sähest noch nicht älter aus als ein Grönländer mit vierzig." Der Liebe Gott sah mich von der Seite prüfend an. „Ich hätte fünfzig sagen sollen. Jedenfalls klärte ich Brigitta darüber auf, dass die Menschen in der Neuen Zeit nicht so schnell altern, weil sie niemals Hunger leiden müssen, kaum noch hart arbeiten und meistens in einer Art Schreibstube herumsitzen. Außerdem hat die Medizin große Fortschritte gemacht und viele Krankheiten können geheilt werden. Das ist überhaupt so ein Problem. Ich hatte ihnen die Krankheiten ja geschickt, damit sie nicht überhand nehmen und früher starben sie schon an einer einfachen Blinddarmentzündung. Das ist jetzt alles wirkungslos und sie vermehren sich wie die Karnickel. Mit ihrer Gentechnik sind sie mir sogar schon auf den Trick gekommen, wie ich die Menschen und die anderen Lebewesen herstelle. Ich weiß noch nicht so recht, was ich dagegen tun soll. Vielleicht gebe ich mal einem Kometen einen kleinen Schubs." Der Liebe Gott machte eine Pause und ich dachte an seinen Kometen und an meine damit verknüpfte Hoffnung, dieser möge nicht ausgerechnet vor meiner Nase landen. „Um aber auf Brigitta zurückzukommen", fuhr er fort, „Ich habe ihr gesagt, dass du ein reicher Mann bist, und für Brigittas Verhältnisse trifft das ja auch zu, und dass du ihr viele schöne Kleider und Schuhe kaufen wirst. Es würde sie ein Leben ohne Sorgen erwarten und es gäbe immer mehr als genug feine Speisen zu essen, kurzum, ich |